Thronender Christus

Das Kloster wurde 1118 gegründet und durch Mönche aus dem hirsauischen Reformkloster Kastl besiedelt. Die burgartig sich auf einem frei nach allen Seiten abfallenden Hügel über dem Regen erhebende große Kirche ist der Gottesmutter geweiht. Ein Weihedatum ist für 1135 überliefert. Doch dürfte der Bau damals noch nicht vollendet gewesen sein. Die Christusfigur, einziger Rest älterer skulpturaler Ausstattung der Kirche, wurde 1884 in einer „dunklen, hochgelegenen Nische des Kreuzgangs" entdeckt.

Mit erhobenem Haupt, den Blick geradeaus gerichtet, thront der Herr auf einer kissenlosen Bank, die Rechte vor der Brust im Segensgestus erhoben. Mit der linken Hand stützt er das aufgeschlagene Buch auf das Knie. Auf dem Kopf trägt er eine Krone.

Der energischen und ausgreifenden Bewegung - die Beine sind weit auseinander gestellt, der rechte Ellenbogen über die Kontur der Figur hinaus zur Seite gestoßen - entspricht die kraftvolle, zügige Gewandführung. Die Figur ist in die Breite entwickelt, was mit dem ursprünglichen Aufstellungsort in großer Höhe zusammenhängen mag, gewinnt aber auch innerhalb des Körpers und der reichen Mantelfalten erstaunlich wenig tiefenräum liche Plastizität. Dies wird etwa deutlich im unmittelbaren Vergleich mit den wenig jüngeren Figuren aus Wessobrunn, deren Körperbildung viel stärker gerundet, deren Oberfläche weiter geöffnet ist, deren Linienführung andererseits weniger straff und präzise ist.