Grabplatte Abt Wilhelms I. von Ursberg

um 1420
Marmor
Unbekannter Künstler
Position Ursberg, Kloster Ursberg
Grabplatte Abt Wilhelms I. von Ursberg
Grabplatte Abt Wilhelms I. von Ursberg, Ursberg, Kloster Ursberg, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, um 1420, Bild 1/2
Grabplatte Abt Wilhelms I. von Ursberg, Ursberg, Kloster Ursberg, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, um 1420, Bild 1/2
Grabplatte Abt Wilhelms I. von Ursberg, Ursberg, Kloster Ursberg, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, um 1420, Bild 2/2

Wilhelm Sator von Thannhausen war von 1412 bis 1447 Abt des 1125 gegründeten Prämonstratenserstifts Ursberg; er starb 1452. 1418 wurde ihm durch päpstliches Privileg das Recht zum Tragen einer Mitra verliehen. Offenbar zur Dokumentation dieser Auszeichnung ließ er schon zu Lebzeiten einen Grabstein mit seinem Bildnis in vollem bischöflichen Ornat anfertigen. Die umlaufende Inschrift sagt ausdrücklich: Abt Wilhelm hat zu seinen Lebzeiten dieses Grab herstellen lassen. Für sich und seine Nachfolger hat er erlangt, dass sie die Feier der Messe mit der Mitra begehen dürfen...".

Der Abt stellt seine Füße auf zwei kleine Löwen, die in ihren Vordertatzen zwei - heute leere - Wappenschilde halten; ursprünglich waren dort wohl das Wappen des Stiftes und sein eigenes durch Malerei angegeben. Sein Haupt ruht auf einem Kissen, seine Augen sind geschlossen; er wird also als Toter dargestellt, worauf auch weitere Verse der Inschrift Bezug nehmen, die sich unmittelbar an den Betrachter wenden: „Ich bin, was du sein wirst; was du bist, bin ich selbst gewesen: ich bitte dich, bete für mich...".

Die außerordentliche Größe der Figur und des schweren Rotmarmorblocks, die Fülle des den Leib des Abtes umspielenden Gewandes und die zierlichen, ungemein phantasievoll gebildeten Buchstaben der Umschrift bekunden den hohen Anspruch des Auftraggebers. Der fleckige Rotmarmor wurde im 15. Jahrhundert als Material für aufwendige Grabmäler geschätzt; entsprechende Werke sind vor allen aus Salzburg, aber auch aus Bayerisch-Schwaben bekannt. Die Stilisierung der weich schwingenden Gewand falten legt eine Entstehung der Grabplatte in der Frühzeit der Regierung des Abtes, etwa um 1420, nahe.

München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, Bild 1/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, Bild 1/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, Bild 2/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 8, Bild 3/3

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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