Die Bibel (Übersetzung Hermann Menge), Buch Ijob/Hiob, Kapitel 33

Ijob/Hiob
1»Nun aber höre, Hiob, meine Reden und leihe dein Ohr allen meinen Worten!2Wisse wohl: wenn ich meinen Mund jetzt auftue und meine Zunge sich vernehmlich hören läßt,3so sind meine Worte aufrichtig wie mein Herz, und was meine Lippen wissen, sprechen sie unverfälscht aus.4Der Geist Gottes, der mich geschaffen hat, und der Hauch des Allmächtigen belebt mich.5Wenn du’s vermagst, so widerlege mich: rüste dich mit Beweisgründen gegen mich, tritt an zum Kampf!6Siehe, ich stehe zu Gott ebenso wie du: aus Ton bin auch ich gebildet.7Nein, Angst vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und meine Wucht soll dich nicht niederdrücken!«8»Nun aber hast du vor meinen Ohren ausgesprochen, und deutlich habe ich deine Worte gehört:9›Unschuldig bin ich, ohne Missetat, rein bin ich, und kein Vergehen haftet mir an!10Fürwahr, er (Gott) erfindet Feindseligkeiten gegen mich, sieht in mir einen Feind;11er legt meine Füße in den Block, überwacht alle meine Pfade.‹12Sieh, darin hast du unrecht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als ein Mensch.«13»Warum hast du den Vorwurf gegen ihn erhoben, daß er dir auf alle deine Worte keine Antwort gebe?14Vielmehr redet Gott einmal und zweimal, man achtet nur nicht darauf.15Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummerzustand auf dem Lager:16da öffnet er den Menschen das Ohr und schreckt sie durch Verwarnung,17um den Menschen von seinem (bösen) Tun abzubringen und den Mann vor Überhebung zu behüten,18um seine Seele vor der Grube zu bewahren und sein Leben vor dem Geschoß des Todes.19Auch wird er durch Schmerzen auf seinem Lager in Zucht genommen und durch andauernden Leidenskampf in seinen Gliedern,20so daß für seinen Lebenstrieb alle Nahrung zum Ekel wird und für seine Eßlust sogar die Lieblingsspeise;21sein Fleisch schwindet dahin, daß es nicht mehr zu sehen ist, und seine vordem verborgenen Knochen treten zu Tage,22so daß seine Seele der Grube nahe kommt und sein Leben den Todesmächten.«23»Wenn dann ein Engel für ihn da ist, ein Fürsprecher, ein einziger aus den tausend, um für den Menschen Zeugnis von seiner Gerechtigkeit abzulegen,24und dieser sich seiner erbarmt und (zu Gott) spricht: ›Laß ihn frei, daß er nicht in die Grube hinabfährt! Ich habe eine Sühne gefunden‹,25so strotzt sein Leib wieder von Jugendkraft, so daß er in die Tage seines Jünglingsalters zurückversetzt wird.26Er betet zu Gott, und dieser nimmt ihn gnädig an, läßt ihn sein Angesicht unter Jauchzen schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit zurück.27Er singt vor dem Volke und bekennt: ›Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden!28Erlöst hat (Gott) meine Seele, daß sie nicht in die Grube gefahren ist, und mein Leben erfreut sich am Anblick des Lichts!‹«29»Sieh, dies alles tut Gott zweimal, ja dreimal an dem Menschen,30um seine Seele von der Grube fernzuhalten und damit er vom Licht des Lebens umleuchtet werde.31Merke auf, Hiob, höre mir zu, schweige und laß mich reden!32Hast du etwas einzuwenden, so widerlege mich; sprich, denn ich möchte dich gern rechtfertigen.33Hast du aber nichts, so höre mir zu; schweige, damit ich dich Weisheit lehre!«

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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