Innsbruck, Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum, Saal 2

Position Innsbruck, Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum
Bedeutende Künstler in Innsbruck, Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum, Saal 2 (1598–1740)
Künstler in Innsbruck, Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum, Saal 2
Nur hier
Franz Josef Walser
1688 - 1778
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Joos van Craesbeeck
um 1605 Neerlinter in Brabant - um 1660 Brüssel
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Martin Theophil Polak
um 1570 - 1639 Brixen
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Philips Koninck
1619 Amsterdam - 1688 Amsterdam
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Ulrich Glantschnigg
1661 Hall in Tirol - 1722 Bozen
Kunstwerke (1598–1824)
Musiksammlung

Musiksammlung

Erstmals präsentiert sich die Musiksammlung in ihrer Vielfalt: Instrumente unter schiedlicher Gattungen, Musikhandschriften und Musikdrucke ergeben ein facettenreiches Bild der Musik im höfischen und klösterlichen Umfeld sowie der für Tirol so bedeutenden Tradition der Bläsermusik. Ausgewählte Hörbeispiele ergänzen und verlebendigen die Schau, die auch die Heterogenität der Sammlung verdeutlicht. Ein Ausstellungsbereich ist der blühenden höfischen Musikkultur in Tirol in der Barockzeit gewidmet. Der berühmte Geigenmacher Jakob Stainer profitiert von der Nähe seines Wirkungsortes Absam zum Innsbrucker Hof. Seit dem Aussterben der Tiroler Habsburger linie 1665 ist Innsbruck nicht mehr fürstliche Residenzstadt: Die Klöster nehmen sich die höfische Prachtentfaltung zum Vorbild und entwickeln sich zu Musikzentren von überregionaler Bedeutung. Die Blüte der Klostermusik endet mit der Säkularisation um 1800 weitgehend, dafür steigt die Blasmusik allmählich zu einem wesentlichen Faktor regionaler Musiktradition auf.

Von der Harmoniemusik zur Blasmusik

Die Harmoniemusik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts mit ihren kleinen, solistisch besetzten Bläserensembles ist primär ein höfisches Phänomen. Im 19. Jahrhundert wird die Besetzung bis hin zu orchestralen Dimensionen erweitert; mit solchen erweiterten Harmonieorchestern rechnen zum Beispiel der Tiroler Komponist und spätere Wiener Domkapellmeister Johann Gänsbacher und der italienisch geschulte Bozner Pfarrorganist Jakob Schgraffer in ihren Harmonie messen. Innovationsschübe und Professionalisierung in der Bläsermusik gehen wesentlich von der Militärmusik aus; sie entwickelt sich auch zum wichtigen Faktor des öffentlichen Musiklebens. Aus der Militärmusik stammen tiefstimmige Doppelrohrblattinstrumente wie Tritonikon und Contrafagotto in ottone, die sich nicht durchsetzen. In den Landgemeinden, aber auch in den Städten entstehen anfangs kleine Bläserensembles, die oft als „Musikbanden" bezeichnet werden. Sie orientieren sich an den Militärkapellen; das aus der osmanischen Janitscharenmusik übernommene Arsenal an Perkussionsinstrumenten mit Glögglhut, Becken und Trommeln führt zur Bezeichnung,,türkische Musik" für die Blasmusik, die in Tirol bis heute das Musikleben prägt.

Musik im klösterlichen Umfeld

In ihrem ausgeprägten Repräsentationsbedürfnis orientieren sich die Klöster im 17. und 18. Jahrhundert an den Höfen. In Ergänzung zu der weiterhin zentralen Pflege des Gregorianischen Chorals nimmt die mehrstimmige, instrumentenbegleitete Musik immer größeren Raum ein. Modeinstrumente der Zeit wie Viola d'amore und Mandora sind auch im Klostermilieu beliebt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wird die Besetzung des Kirchenorchesters standardisiert, das Instrumentarium umfasst zu den Streichern nun auch Trompeten, Hörner, Flöten, Oboen und Fagotte, während Instrumente wie die Blockflöte (ein besonders gut erhaltenes Instrument ist die Tenorflöte von Johann Schell aus Nürnberg) zunehmend in den Hintergrund treten. Eines der musikfreudigsten Tiroler Klöster ist das Zisterzienserstift Stams, wo sich der Musikalienbestand des späten 18. Jahrhunderts fast vollständig erhalten hat. Ein prominenter musikalischer Gast in Stams ist der böhmische Komponist Johann Zach. Dem in Tirol besonders stark vertretenen Franziskanerorden ist die Pflege der instrumentenbegleiteten "Figuralmusik" eigentlich verboten; so entwickelt sich eine ordensspezifische Musiktradition.

Musik im höfischen Bereich

Innsbruck erlebt im 17. Jahrhundert eine Hochblüte der höfischen Musikpflege. Bis gegen die Jahrhundertmitte bildet die Kirchenmusik den Schwerpunkt. Deren führender Repräsentant ist der Hofkapellmeister Johann Stadlmayr. Unter seiner Ägide bestellt der Innsbrucker Hof 1646 Instrumente bei einem aufstrebenden Instrumentenbauer, Jakob Stainer in Absam. Als erster Geigenbauer außerhalb Italiens baut er seine stets mit außerordentlicher handwerklicher Meisterschaft gefertigten Instrumente mit Formbrett. Diese Technik dürfte er bei Amati in Cremona erlernt haben. Sie setzt sich im 18. Jahrhundert allgemein durch. Stainers Instrumente sind bis ins frühe 19. Jahrhundert maßstabsetzend. Heute finden sie vor allem in der Pflege Alter Musik in historischer Aufführungspraxis Verwendung. Ältere Bautraditionen repräsentieren die Tenorgambe von Domenico Russo und die Viola von Jonas Heringer, eines der ältesten Füssener Streichinstrumente. Die Viola da gamba von Christoph Klingler aus Rattenberg, der in Hall in Tirol als Stadttürmer und Pfarrmusikant wirkt, verdankt ihre heutige Form dem Alte Musik-Pionier Nikolaus Harnoncourt. Ein kurioses Instrument, das mehr im klösterlichen Bereich gepflegt wird, ist die Tromba marina oder "Nonnentrompete". An der Barockgitarre von Jakob Ertel lässt sich zeigen, dass auch Gitarren im 19. Jahrhundert umgebaut und damit neuen Erfordernissen angepasst werden.

The Music Collection

For the first time, the Music Collection presents itself in all its diversity: instruments of different types, manuscripts and printed music offer a many-sided picture of music in courts and monasteries and illuminate the tradition of music for wind band - a tradition that continues to play such an important role in Tyrol. Selected audio files bring to life a display which reveals the varied nature of the museum's collection. Part of the exhibition is dedicated to the flourishing tradition of court music in Tyrol during the Baroque era. The famous violin maker Jakob Stainer profited from the proximity of his place of work, Absam, to the Innsbruck Court. After the demise of the Tyrolean branch of the Habsburgs in Tyrol in 1665, Innsbruck ceased to be an imperial residential city. Taking the courtly display of pomp and splendour as their model, monasteries developed into musical centres of supra-regional importance. The heyday of monastic music came to a close with the secularisation of the monasteries around 1800, while wind music gradually became an essential part of the musical tradition of the region.

Innsbruck, Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum, Saal 2
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In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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