Diese Aussage Hölzels beinhaltet den Kern seines Verständnisses von Kunst. Als Lehrer versuchte er, die Farbharmonie im Bild durch die Beachtung von Form- und Farbgesetzen, etwa anhand geometrischer Kompositionslinien, zu erklären bzw. sie zu erzielen. Doch letztlich beruhen diese Gesetze auf der Empfindung, die er als schul- und erlernbar interpretierte. Allerdings wurde bereits bei der Erstellung seiner bahnbrechenden ungegenständlichen Ornamente konstatiert, dass es sich bei der Empfindung eher um ein „intuitiv, unbewusst der letzten Form arbeitendes“ Schaffen handele. (Arthur Roessler, 1903)
Hölzel setzte in der Folge als einer der ersten Künstler das Unbewusste immer stärker in seinen Schaffensprozess ein, so dass diese Werke heute den Großteil seines Oeuvres ausmachen. Das betraf nicht nur mit geschlossenen Augen hervorgebrachte Zeichnungen, Fingerübungen und Kritzeleien, sondern auch schwer lesbare und sprachlich nicht ausformulierte Gedichte, Aphorismen, Notizen. Das bisher in seiner Funktion wenig beachtete Unbewusste war ein wichtiger Baustein für sein Lehrsystem wie auch für seine Malerei. Insofern war Hölzel nicht nur ein Pionier der abstrakten Malerei, sondern auch ein Wegbereiter des Surrealismus.
