"Brauweiler Kreuz"
Von dem einstmals großen Kirchenschatz in der Minoritenkirche hat nur ein geringer Teil die Wirren der französischen Besatzungszeit (1794-1814) in der Kirche überdauert. Der kostbarste Besitz, das 1,20 m hohe Brauweiler Kreuz, soll erst 1840 ein Mönch des aufgehobenen Benediktinerklosters St. Nikolaus in Brauweiler der Kirche geschenkt haben.
Das Kreuz ist aus vier dünnen Kupferplatten zusammengesetzt. Eine ringsumlaufende rahmende Schriftleiste umfängt Kreuz und Titulustafel. Der in Kapitalen und Uncialen gesetzte leoninische Hexameter deutet das Kreuzesholz als fruchttragendenden Baum:
Nobilis o stipes fructu satis ubere dives / Vivificante plagas orbis serva ante
qu(?)h (?)ydras / Ergo benigne D(eu)s i(n) ligno pendens homo verus / Hic te querentes foveas et vota firentes. O edler Baum, überaus reich an belebender Frucht, / bewahre den Erdkreis vor der Schlange Tun. / Gütiger Gott, der Du als wahrer Mensch am Holz hängst./ behüte die, die hier Dich anrufen und Dir Gebete bringen."
Der Titel ist auf der rahmenden Leiste der Tafel aufgetragen:,, le. NAZA RENVS" auf der oberen und der unteren "REX IVDEOR". Auf der Tafel nehmen. vier kleinere, von Leder oder Pergament hinterfangene Bergkristalle einen etwa handtellergroßen gemugelten Bergkristall in die Mitte.
Auf dem Querbalken sitzen zwei gratig geschliffene Bergkristalle und auf dem oberen Längsbalken ein gemugeltes Glas. Sie gehören zu dem Astkreuz, das aus Braunfirnisdekor auf vergoldetem Grund dem Kupferkreuz aufgetragen ist. Ein Kreuznimbus sitzt in seiner Mitte.
An diesem Astkreuz hängt der aus Silber über einem Holzkern getriebene, teil vergoldete Corpus. Die Arme sind seitlich hochgespannt, das Haupt leicht nach rechts geneigt, die übereinandergelegten Füße werden von einem Nagel durch bohrt. Haupt- und Barthaare sind in wellige parallele Strähnen gelegt, die Augen unter den feingeschwungenen Brauen geschlossen. Auf der Brust zeigt eine nachträglich aufgesetzte Silberplatte, dass an dieser Stelle einst ein Bergkristall geses sen haben könnte, der den Blick auf eine Reliquie, wohl ein Kreuzpartikel, freigab
Das Kupferkreuz mit dem Astkreuz ist zweifellos ottonischen Ursprungs, der Corpus jedoch stammt nach Ausweis seiner Formen größtenteils aus dem 14. Jahrhundert. Das über einem Holzkern getriebene Silberblech weist auf einen älteren Zusammenhang. Der Corpus ist demnach in gleicher Technik - wohl unter Verwendung älterer Substanz - anstelle eines älteren materialgetreu aufgebracht worden, von diesem zeugen die Löcher im Astkreuz. Das Kreuz mit dem älteren Corpus ist wahrscheinlich in einer in St. Pantaleon bezeugten Gußwerkstatt gearbeitet und vor 1024 von Pfalzgräfin Mathilde der von ihr gegründeten Abtei Brauweiler gestiftet worden.