Das künstlerische Selbstporträt vom 16. bis 19. Jahrhundert
Die Aufwertung der Stellung des Künstlers in der Gesellschaft seit dem Zeitalter der Renaissance führte auch zu einer ansteigenden Produktion von Künstlerselbstbildnissen. Das hier gezeigte Spektrum reicht vom späten 16. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und zeigt zum einen das kontinuierliche Interesse der Malerinnen und Maler, sich selbst festzuhalten, und damit das Bild, das sie von sich haben, nach außen zu vermitteln. Zum anderen wandeln sich die künstlerischen Vorgehensweisen ihrer Selbstinszenierung.
Durch Attribute ihrer Tätigkeit wie Pinsel und Palette wird ihr Künstlerstand sichtbar gemacht, etwa bei Martin Knoller, Josef Schöpf und Johann Baptist Lampi. Zugleich entsteht der Eindruck, es wäre der Zeitpunkt, in dem der Künstler sich selbst malt, wie in einem Spiegel festgehalten. Bei Michelangelo Unterberger wird dieser Moment zugespitzt, beachtet man seine flüchtig zur Seite gerutschte Perücke, unter der sein natürliches dunkles Haar zum Vorschein kommt.
Paul Troger schaut uns mit selbstbewusstem und forschendem Blick an, als würde er uns für die Anfertigung eines Porträts studieren. In einen Hausrock und mit auffälliger Kopfbedeckung gekleidet, stellt er sich hier bei der Arbeit in seinem häuslichen Umfeld auf einem Sessel dar.
Viele Künstler strebten eine Anstellung bei Hofe an und hofften, durch ihre Erfolge dort ein Amt mit festem Einkommen zu erhalten. Da angesehene Künstler gelegentlich auch geadelt wurden, formulieren Porträts wie die von Johann Georg Platzer, Simon Benedikt Faistenberger und Franz Anton Zeiller mit Perücke und würdevollem Umhang einen Selbstanspruch nach sozialem Aufstieg in höhere Kreise.
Dass auch in früheren Jahrhunderten Frauen als Künstlerinnen tätig waren und ebenso wie ihre männlichen Kollegen Selbstporträts anfertigten, zeigt das Bild von Angelika Kauffmann, die hier in jungem Alter dargestellt ist, bevor sie zu inter nationalem Ruhm gelangte.