Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal

Position Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum)
Bedeutende Künstler in Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal (1485–1520)
Künstler in Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal
Nur hier
Lucas Cranach der Ältere
1472 Kronach - 1553 Weimar
Nur hier
Tilman Riemenschneider
um 1460 Heiligenstadt - 1531 Würzburg
Kunstwerke (1485–1520)

Vielfältige Aufgaben

Das Tätigkeitsfeld eines Bildschnitzers und Steinbildhauers war im Spätmittelalter breit gefächert und bediente unterschiedliche Auftraggeber. Tilman Riemenschneider schuf überwiegend Bildwerke religiösen Inhalts, aber auch einige profane Arbeiten. Er belieferte sowohl die Bürgerschaft als auch den Klerus und besaß einzelne Förderer

Riemenschneiders erster Würzburger Auftrag 1491 beauftragte der Stadtrat die Skulpturen für die Marienkapelle Wahrscheinlich legten die öffentlich weithin sichtbaren Portal- und Strebepfeilerfiguren den Grundstein für das Ansehen des Meisters und erschlossen ihm weitere Schichten von Auftraggeber. Von der Stadt blieb dies der einzige Großlauftrag danach wurde Riemenschneider von ihr nur mehr für kleinere Aufgaben herangezogen.

Fürstbischof Lorenz von Bibra

Einen wichtigen Auftraggeber fand der Meister in Forstbischof Lorenz von Bibra Er gab bei ihm nicht nur das Grabdenkmal seines Vorgängers, Forstbischof Rudolf von Scherenberg, in Auftrag, sondern überließ dem Meister auch die Ausführung des eigenen Grabmals. Beide Steine sind bis heute im Dom zu sehen. Ein besonders angesehener Auftrag durch den Bischof wurde Tilman Riemenschneider mit dem "tabernackel", dem zerstörten Hochaltar des Würzburger Doms, zuteil.

Vertraglich geregelt

Die Aufträge an Tilman Riemenschneider wurden durch einen schriftlichen Vertrag geregelt. Diese Vorschriften ließen kaum Raum für künstlerische Freiheiten. Oftmals waren durch die Vorarbeiten eines Schreiners die Form des Altarschreins, seine Aufteilung und das Figurenprogramm beeinflusst. Der Vertragstest gab die darzustellenden Themen für die einzelnen Bereiche des Altars genau an und setzte sogar deren Größe fest.

Private Andacht

In vielen Haushalten waren Figuren oder Hausaltare zur privaten Andacht aufgestellt. Gleichzeitig begannen Liebhaber mit dem Anlegen von Kunstkammer, in denen wertvolle, kleine Skulpturen ausgestellt wurden. Als private Andachtsbilder könnten die hier in den Vitrinen gezeigten kleinen Kruzifixe oder Marienstatuetten gedient haben. Die Reliefs der Gottesmutter mit dem Leichnam Christi aus Pappmaché, die nach Vorbildern Riemenschneiders entstanden, waren eher für den häuslichen Bereich bestimmt. Aus einem Model herausgedrückt, wurden sie einfach und preiswert in hoher Stückzahl produziert. Vielleicht dienten sie der Erinnerung an eine Wallfahrt zu einem wundertätigen Vesperbild.

Der Ratstisch-ein Sonderfall

Ein seltenes profanes Werk Riemenschneiders ist der von der Stadt beauftragte Würzburger Ratstisch. Der Bischof von Eichstätt, Gabriel von Eyb, bedankte sich beim Rat für eine Lieferung Frankenwein mit einer Platte aus Solnhofener Kalkstein. Der Meister erhielt den Auftrag, für die Platte ein Gestell zo liefern und sie mit den Wappen des Suffers, des Bischofs Lorenz von Bibra und der Stadt Würzburg zu versehen und zwar so, dass "wie man den disch kere, das iglichs wappen oben stehen solle". Er löste die Aufgabe durch die konzentrische Anordnung der Wappen um den Mittelpunkt der runden Platte.

Tilman Riemenschneider "bildhawer" und „burger zu wurczburg"

"Tilmannus Rimensneider clericus"

Tilman Riemenschneider ist kein gebürtiger Würzburger. Wahrscheinlich kam er um 1478/79 erstmals in die Stadt. Damals schlug er eine Stelle im Stift Haug aus, die ihm durch Vermittlung seines Würzburger Onkels angeboten wurde. Stattdessen bemühte sich Riemenschneider außerhalb Würzburgs um eine Ausbildung: 1483 kehrte er als fertig ausgebildeter Bildhauer nach Würzburg zurück, wurde Mitglied in der Zunft der Maler, Glaser und Bildhauer und trat als Geselle in eine bestehende Werkstatt ein.

"Dile Rymenschneider [...] ist burger worden"

1485 wurde Riemenschneider das Würzburger Bürgerrecht verliehen. Um Bürger zu werden, musste man ehelich geboren, frei und unbescholten sein. Weiter wurden die Fähigkeit, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, und ein Mindestvermögen, meist in Form von Grundbesitz innerhalb der Stadtmauern, vorausgesetzt. Dies erfüllte Riemenschneider spätestens durch seine erste Heirat 1484 mit der Goldschmiedewitwe Arina Schmidt, die ein Anwesen in der Franziskanergasse in die Ehe brachte. Als Meister konnte er eine Werkstatt gründen und Lehrbuben in seinem Haus aufnehmen.

"Tylman Rymschneider List] gewelet Zu burgermeyster"

Dank seiner blühenden Werkstatt wurde Riemenschneider zum Vorsteher seiner Zunft

und zu einem finanziell wohl gestellten und damit angesehenen Bürger, dem bald die Türen zu politischen Ämtern offen standen. Seit dem 13. Jahrhundert regierten in Würzburg der Bischof, das Domkapitel und zwei Räte, der untere oder städtische Rat und der diesem übergeordnete bischöfliche Oberrat. 1504 wurde Riemenschneider Mitglied des Würzburger Unterrats. In dieser Funktion bekleidete er viele Ämter, unter anderem war er Baumeister, Fischereimeister sowie Pfleger und Vermögensverwalter der Würzburger Marienkapelle. Riemenschneider wurde viermal als Mitglied in den Würzburger Oberrat entsandt, um dort gegenüber dem Bischof und den Domherren die Interessen der Stadt zu wahren. Der Höhepunkt der politischen Karriere war Riemenschneiders Wahl zum Bürgermeister im Jahr 1520/21.

"wider die ufrurigen bauren"

Der Bauernkrieg in Franken im Frühjahr 1525 brachte eine Wende in Riemenschneiders Leben: Er gehörte zu den Ratsmitglieder, die sich gegen den Fürstbischof auf die Seite der Aufständischen stellten und ihm den Waffengehorsam verweigerten. Nach dem Ende der Auseinandersetzungen durch den Sieg des Fürstbischofs wurden diese Ratsherren aus dem Rat ausgeschlossen und festgenommen. Für Riemenschneider begann. eine neunwöchige Gefangenschaft auf der Festung Marienberg, in der er "vom hencker hart gewogen und gemartert" wurde. Erst gegen eine Strafzahlung in Höhe der Hälfte seines Vermögens kam er frei.

"der ersam und kunstreich Tilman Rimenschneider"

In seinen letzten Jahren war Riemenschneider weiter als Bildhauer tätig, seine politische Laufbahn fand mit den Ereignissen um die Bauernkriege ein jähes Ende. Seinen Nachlass regelte er Jahre vor seinem Tod. 1525 ging sein Haus in den Besitz seines Sohnes Jörg über. Bald darauf muss dieser, ebenfalls Bildhauer, den Werkstattvorsitz übernommen haben. Jörg fertigte die Grabplatte für seinen am 7. Juli 1531 verstorbenen Vater. Tilman Riemenschneider wurde auf dem Friedhof der Würzburger Dompfarrei zwischen Dom und Neumünster beigesetzt. 1822 wurde sein Grabstein bei Straßenbauarbeiten wiederentdeckt.

Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal
Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal, Bild 1/3
Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal, Bild 1/3
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Würzburg, Museum für Franken (ehem. Mainfränkisches Museum), Riemenschneider-Saal, Bild 3/3
Herkunftsorte

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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